Die Steinkännel im Bruu

einzigartig und (vorläufig noch) rätselhaft


In Stein gemeisselt - eine Wasserleite als Kulturdenkmal

Die Wasserquelle im «Bruu», gelegen auf ca. 2400 m.ü.M. zwischen der Bachalpe und dem Einig Alichiji, wird für das Bewässern der Wiesen in Erschmatt genutzt. Um eine Bodenmulde («Chumme») vom Quellenausgang zur nächsten Talflanke zu überwinden, musste man eine Leitung bauen. Unsere Vorahnen nutzten anstelle von Holz grosse Steinblöcke aus Rauhwacke und meisselten darin einen Wasserkanal, zirka 30 cm breit und ebenso tief. Die Steinkännel sind bis zu 120 cm lang, zusammengesetzt ergeben sie eine Wasserleite (Suone, franz. bisse) von mehr als 200 m. Ihre einstige Funktion als Wasserleite haben seit 1930 Gussrohre übernommen. Die Steinkännel liegen heute teils offen, teils verborgen unter Bergschutt in der «Chumme» beim Bruu. Wann dieses Kulturdenkmal geschaffen wurde, ist noch ein Rätsel.

 

Zur Entstehungsgeschichte der Steinkännel

Die künstliche Bewässerung war und ist für die Walliser Landwirtschaft von enormer Bedeutung. Der Bau der „Wasserleiten“ zur Bewässerung von Wiesen und Weiden ermöglichte ab dem 13. Jahrhundert eine grössere Verbreitung der Viehwirtschaft. Die Leuker Sonnenberge gelten als sehr regenarm. Gletscher gibt es an diesem Südhang keine. Woher also das notwendige Wasser nehmen? Neben Schmelzwasser befindet sich eine Quelle für das Wässerwasser im Bruu.

Wann genau das Werk aus den Rauhwacke-Steinen gebaut wurde, ist zur Zeit noch offen. Eine Studiengruppe unter der Leitung von Professor P.-A. Schwarz der Vindonissa-Professur an der Universität Basel untersucht diese Frage in Zusammenarbeit mit der Kantonsarchaologie Wallis (Dr. Caroline Brunetti; Romain Andenmatten), der Stiftung Untergrund Schweiz (Dr. Werner Bellwald) und Lokalforschern (Edmund Steiner, Marc Eichenberger).

Werner Bellwald mutmasst in einer Kolumne (Walliser Bote, 24.09.2020) : "Nur Profis konnten die massiven Blöcke bewegen, aus den Riesenbrocken die Kanalrinnen ausmeisseln und gegen 100, heute teils unter Hangschutt begrabene Kolosse so präzis hintereinanderstellen, dass ein Schwall den ganzen Sommer lang durchfloss. Wer hatte so viel Geld und Macht, dieses Werk zu beauftragen? Wer liess die Muratori kommen? Schuftete „im Bruu“ Meister Ulrich Ruffiner mit seinen Kumpanen, die um 1500 mit waghalsigen Brückenbauten tiefe Tobel querten, aber auch schwindelerregende Kirchtürme bauten? Die Archive schweigen (bisher). Sind die Wasserleiten sogar römisch, wie ihre Technik vermuten liesse? Sicher ist für den Moment nur, dass ein paar Kleinbauern mit ihren Zwergparzellen ein solches Werk weder technisch noch finanziell stemmen konnten."


Standort - Erreichbarkeit - Exkursion

Die Steinkännel im Bruu [Koordinaten 2'620'140, 1'133'894] sind nur zu Fuss erreichbar, entweder über einen Hirtenweg auf Alpweiden von der Oberen Feselalp aus (2250 müM) oder für geübte Berggänger via Geisstrittji von der Bachalpe (1960 müM) aus.

Geführte Exkursion am 24. Juli 2021 Details zum Angebot


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