29.11.2023 Sortengarten Erschmatt

Getreideanbau im Berggebiet – wie weiter?


Mitte November fand in Erschmatt ein erster Austauschanlass zum Thema ‘Getreideanbau im Berggebiet‘ statt. Der Anlass wurde in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Pfyn-Finges und dem Landschaftspark Binntal organisiert und stiess auf reges Interesse. Die Burgerstube war gut besetzt, einige der fast 50 Teilnehmenden reisten auch aus Zinal oder Ernen an.

Andreas Gattlen, Fachbereichsleiter ‘Nachhaltige Regionalentwicklung’ beim Naturpark Pfyn-Finges, eröffnete den Anlass und gab eine kurze Einführung über die Rolle des Naturparks für die Berglandwirtschaft in der Region. Darauf erläuterte Edmund Steiner, Präsident des Vereins ‘Erlebniswelt Roggen Erschmatt’,  die historischen Hintergründe des Getreideanbaus in Erschmatt. Dieser war Ende der 1980er Jahre in Erschmatt fast verschwunden. Seit 2003 wird, dank dem Engagement des Vereins ‘Erlebniswelt Roggen Erschmatt’ und viel Herzblut der Mitglieder, wieder Getreide auf den Ackerterrassen oberhalb vom Dorf angepflanzt. Ziel des Vereins ist es, das materielle und immaterielle Erbe rund um die Kultur des Roggens zu erhalten. Dabei stützt sich der Verein auf Ateliers (Erlebnis vom Korn bis zum Brot), Roggenanbau auf den Ackerterrassen, und Biodiversitätserhaltung und -förderung im Sortengarten.

Mischkultur von Ackerbohnen und Sommerweizen

Seit diesem Jahr arbeitet der Sortengarten des Vereins am Forschungsprojekt  ‘Mischkultur von Ackerbohnen und Weizen im Alpenraum’. Das Ziel dieses Projekts ist es, das Potenzial von verschiedenen Walliser Ackerbohnen- und Sommerweizensorten für den heutigen Anbau zusammen mit Landwirt:innen zu testen. Finanziert wird das Projekt vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und der Dienststelle für Landwirtschaft (DLW) und in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) durchgeführt. Damien Tschopp, Co-Geschäftsleiter des Vereins, zeigte die ersten Resultate der Saatgutvermehrung und der Mischversuche. In diesem Jahr lag der Fokus auf der Saatgutproduktion, damit in den nächsten Jahren grössere Versuche auf Landwirtschaftsbetrieben durchgeführt werden können. Dazu wurden erste Beobachtungen über die Sorteneignung und Standorteffekte gemacht.

Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich dem Thema ‘Erntemöglichkeiten von Getreide auf Ackerterrassen’. Das Interesse am Getreideanbau im Berggebiet nimmt zu. Zwar gibt es viele Initiativen, um die Ackerterrassen wieder zu bepflanzen, doch stellt die Ernte eine grosse Herausforderung dar: die Ackerterrassen haben oft enge Zufahrten und das Gelände ist geneigt. Somit müssen angepasste Maschinen gefunden werden. Deshalb hat der Verein dieses Jahr eine Vorstudie durchgeführt, um diese Herausforderungen anzugehen und entsprechende Lösungsansätze aufzuzeigen und mit dem Ziel, die Grundlagen für ein grösseres Projekt zu schaffen. Die Vorstudie wurde finanziert vom Naturpark Pfyn-Finges, dem Landschaftspark Binntal, der Stiftung Kuralice in Chur und von ProNatura Wallis. Laura Kuonen, Co-Geschäftsleiterin des Vereins zeigte die ersten Resultate der Vorstudie. Das Interesse an Lösungen ist nicht nur im Wallis vorhanden, sondern auch in den anderen Bergkantonen: im Aostatal und im Südtirol werden ähnliche Lösungen gesucht. Es gibt viele verschiedene Erntesysteme und -maschinen, jede mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen. Eine Gemeinsamkeit sind die hohen Investitionen, die es zu tätigen gibt. Ein wichtiger Grund, sich zusammenzuschliessen und gemeinsam Lösungen zu testen. Deshalb suchen wir Landwirt:innen, die an einem Folgeprojekt interessiert sind. Anfangs 2024 wird der Abschlussbericht der Vorstudie veröffentlicht, der auch auf unserer Webseite zu finden sein wird.

Als Abschluss der Veranstaltung wurde ein Apéro mit verschiedenen Produkten aus den zwei Pärken serviert, es wurden zum Beispiel Roggensticks der Bäckerei in Erschmatt, Roggentulpen aus Ernen oder Traubensaft aus Salgesch degustiert.

 

Herzlichen Dank an alle Teilnehmenden, Partner und Geldgeber!


Möchten Sie bei unseren Versuchen oder Projekten mitmachen?

Wir suchen Landwirt:innen, die auf ihren Flächen einen Mischkulturversuch durchführen und/oder die sich für eine Lösung für die Getreideernte interessieren.

Gerne können Sie uns unter erlebniswelt@erschmatt.ch oder 027 932 15 19 kontaktieren.